Das Parforcehorn: Parforcehorn
Quelle: Bernhard Brüchle und Kurt Janetzky
Das Horn

Unser Instrument, das Parforcehorn, erlebte seinen Höhepunkt in der Zeit um 1700 als Ruf- und Signalhorn, wo es auch bei der Jagd zu Pferd, der Parforcejagd, seine Verwendung fand. Daher stammt auch der Name Parforcehorn. Zunächst wurde dieses Instrument zur Verständigung der einzelnen Jagdteilnehmer benutzt.

Die Verbesserung der Instrumente Anfang des 18. Jahrhunderts trug dann dazu bei, daß diese Jaghhörner immer mehr gefragt waren. So schrieb Johann Mattheson ein Musik-Theoretiker 1713 in seinem Werk "Das Neue Orchester": ... die lieblich pompösen Waldhörner sind in jetziger Zeit in Mode (en vogue), sowohl was Kirchen- als auch Kammer-Musik anlangt...".

In dieser Zeit war es üblich, nach der Jagd kleine Menuette zur Erheiterung der Jagdgesellschaft zu spielen. Ebenso entstand damals der Brauch, daß am Tag des heiligen Hubertus, dem Schutzheiligen der Jäger, die Jagdhörner in der Kirche die feierliche Umrahmung der Liturgie zur "Hubertusmesse" übernahmen.
(Eine spezielle Hubertusmesse für Parforcehörner hat sich jedoch erst am Anfang und im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelt. Die Melodien sind in Frankreich und in Belgien entstanden und meist mündlich weitergegeben worden.) Im Laufe der Zeit entstanden aus einfachen Hornrufen und Verständigungssignalen ausgefallene Melodien. Die Musik entwickelte sich nun mehr und mehr vom einfachen einstimmigen Jagdsignal zu mehrstimmigen Menuetten und Vortragsstücken. Das Jagd- oder Naturhorn war bei jeder Hofkapelle vertreten. Überall in Europa spielten in den klassischen Orchestern auch Jagdburschen auf ihren Hörnern. Der Schritt vom Jagdhorn über das Naturhorn und Inventionshorn hin zum Ventilhorn dauerte dennoch weit mehr als 100 Jahre.
Unserem Instrument haben wir den Einzug des heute bekannten Waldhornes in die verschiedenen Orchester zu verdanken. Von diesen Waldhörnen schrieb Robert Schuhmann einst:"Die Waldhörner sind die Seele des Orchesters."

Wir spielen das großwindige Parforcehorn mit der Grundstimmung "ES". Es hat aufgewickelt eine Länge von ca. 4,50 Metern. Es ist ein Naturhorn, d.h. es hat keine Ventile. Man kann darauf also nur die Töne spielen, die durch die Länge des Instrumentes vorgegeben sind. Die sogenannte Naturtonreihe. Unser Instrument verfügt über den vollen Umfang von 3 Oktaven, ist aber in seiner Tonskala auf lediglich 16 Naturtöne beschränkt. Aufgrund dieser Naturtonreihe sind einige Töne entweder etwas zu tief oder zu hoch. Diese natürliche Eigenheit des Instrumentes ist für unsere "moderne Klangvorstellung" etwas gewöhnungsbedürftig.

Eine weitere Eigenheit ist die Aufstellungsformation der Parforcehornbläser. Die Bläser stellen sich in Keilform mit dem Rücken zum Publikum auf. Die Stürzen der Instrumente zeigen dabei alle nach innen. Die Keilform hat sich besonders bewährt, da alle Instrumente in die gleiche Richtung zeigen. Die Zuhörer erleben somit den vollen Klang der Parforcehörner. Allerdings sollte man dies dem Publikum erklären, da diese Aufstellungsformation auf manche Zuhörer etwas "unpersönlich" wirkt. Wir erleben bei unseren Auftritten immer wieder, wie begeisterungsfähig die Zuhörer auf unsere Musik reagieren, wenn man dem Publikum mit einigen verbindenden Worten die traditionellen Besonderheiten des Parforcehorns erklärt.

Im 18. Jahrhundert entdeckte Anton Joseph Hampel das sogenannte "Stopfen" des Horns. Ihm kam der Gedanke, den bisher noch rohen, stets offenen und wenig modulationsfähigen Klang des Horns durch Einführung der Hand in den Schallbecher des Instruments etwas abzudecken und ihm erst dadurch die charakteristisch dunkle, warme und ausdrucksfähige Fülle des echten Horntons zu verleihen. Durch diese Entdeckung veränderte sich auch der konstruktive Aufbau der Hörner. Ein Stimmzug wurde geschaffen und das ganze Horn wurde in seiner Form etwas ansehnlicher. Das Stopfen aber verändert die Länge der Luftsäule im Horn und somit die Tonhöhe. Somit war der Hornist nun in der Lage, völlig ohne Ventile, auch die Töne neben den Naturtönen zu spielen. Diese Technik wird bis heute bei Naturhörnern angewendet.

Bedeutende Hornisten in dieser Zeit waren z.B.

Marquis Marc Antoine de Dampierre, Ignaz Leutgeb, Johann Wenzel Stich genannt Giovanni Punto

 Eine kleine Bildersammlung ausgefallener Instrumente:

Harsthorn, Nürnberg 1584Bild links: Harsthorn von 1584
Quelle:
Bernhard Brüchle und Kurt Janetzky
Das Horn

ParforcehornBild links: traditionelles Parforcehorn
Quelle:
Bernhard Brüchle und Kurt Janetzky
Das Horn


Naturhorn
Bild links: Naturhorn mit bemalter Stürze

Quelle:
Bernhard Brüchle und Kurt Janetzky
Das Horn